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Marrakesch-Vertrag ist Grundlage zur Beseitigung der Büchernot für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen

(DZB, 04.10.2018) Für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen hat die aktuell im Bundestag verhandelte Umsetzung des Marrakesch-Vertrages in deutsches Recht eine sehr große Bedeutung.

Produktionszentren für barrierefrei zugängliche Literatur wie die DZB bekommen mehr Möglichkeiten, der Büchernot zu begegnen. „Durch passende Angebote können wir zukünftig besser auf die unterschiedlichen Lesebedürfnisse unserer Nutzerinnen und Nutzer eingehen - etwa in Form von MAXI-Druck-Büchern und E-Books", so Prof. Dr. Thomas Kahlisch, Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde (DZB). Neben der Möglichkeit, das Angebot an barrierefreier Literatur zu erweitern, sieht Kahlisch jedoch einen großen Verbesserungsbedarf, was die derzeit im Gesetzesentwurf stehenden Regelungen betrifft.

Am 8. Oktober 2018 ist der selbst blinde Bibliotheksdirektor neben anderen Expertinnen und Experten zu einer öffentlichen Anhö rung des Rechtsausschusses als Sachverständiger geladen. „So wie die Regelungen jetzt ausgestaltet sind, behindern sie die Arbeit der Einrichtungen und Organisationen, die die barrierefreien Medien in Deutschland produzieren und verleihen", erklärt Kahlisch. „Im Gesetz werden die zu einem großen Teil aus Spendengeldern der Betroffenen finanzierten Einrichtungen verpflichtet, sich in einem europaweit einmalig, aufwändigen bürokratischen Verfahren zu akkreditieren. Sie sollen Gebühren dafür zahlen, dass sie den Verlagen die Arbeit abnehmen, Literatur barrierefrei anzubieten." Kahlisch versteht nicht, warum die umsetzenden Einrichtungen und die Betroffenen allein gelassen werden und die Rechnung zahlen sollen. Er gibt die Hoffnung nicht auf, dass die Bundesregierung mit dem neuen Gesetz endlich die Grundlage dafür schafft, dass die Büchernot blinder, seh- und lesebehinderter Menschen beendet wird. „Wir br auchen dafür die Unterstützung der Politik und die Fortführung der engen partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Verlagen."

Die DZB richtet gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. und der Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen e.V. (MEDIBUS) auf der Frankfurter Buchmesse eine Informationsveranstaltung aus.

Titel: „Anpassung des deutschen Urheberrechtsgesetzes: Chancen und Herausforderungen des Marrakesch-Vertrages"

Datum und Ort: 11. Oktober 2018, 10 Uhr, Halle 3.1, Raum "Resonanz"

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