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Der BFS-NRW e.V. zu Gast in der Westdeutschen Blindenhörbücherei Münster

 Sechzehn Bücherwürmer des BFS-NRW besuchten am 07. Oktober gegen 11.30 Uhr die WBH-Münster.

Die meisten Teilnehmer reisten mit der Bahn an und wurden von Frau Krych und Herrn Zeun begleitet. Nach einer herzlichen Begrüßung erinnerte die WBH-Mitarbeiterin Frau Brinkmann daran, dass diese Hörbücherei bereits 1955 mit der Aufsprache von Büchern auf große Tonbandspulen begonnen hatte. Der Versand benötigte somit riesige Postsäcke. Damals mussten die blinden Hörer das hauchdünne Bandmaterial noch selbst in ihre Tonbandgeräte einfädeln. Das kostete Material und Nerven. Ende der 1960er Jahre wurden diese Handhabungen mit der Einführung der Kompaktkassette als Tonträger wesentlich erleichtert. Nun fanden sechs aufgesprochene Kassetten in einer Versandbox Platz. Trotzdem mussten für ein Hörbuch oft mehrere Boxen versendet werden. Mit dem Zeitalter der Digitaltechnik kam als Datenträger die Compact-Disc. Dank weiterer Datenkomprimierung können heute Hörbücher mit einer Laufzeit bis zu 50 Stunden auf einer einzigen CD gebrannt und zum Teil wie ein normaler Brief mit der Post zwischen der WBH und dem Hörer versendet werden. Das DAISY-Format dieser CD bietet bei entsprechenden Abspielgeräten eine Hörbuch-Navigation, mit der Kapitel, Unterkapitel, Seiten und selbst gesetzte Lesezeichen direkt angewählt werden können. Den Hörern stehen viele Tausend Titel der unterschiedlichsten Genre zur Auswahl. Die Bestellungen können telefonisch, per Post oder eMail abgegeben werden.  Foto: Tilnehmer besichtigen die Kopierwerkstatt der WHB

Für die Bücherwürmer des BFS-NRW war es sehr spannend, einmal in den Betriebsablauf der WBH hinein zu schauen, zu hören und zu tasten. Neben der riesigen Bibliothek echter Bücher, die den Sprechern als Vorlage dienen, sind die Hörbücher mit ihren Boxen in nicht endenden Regalen eingeordnet. Tontechniker
überspielen alte, hochwertige Bandaufnahmen auf digitale Tonträger und versehen diese mit dem modernen DAISY-Format. In separaten, schallgeschützten Tonstudios lesen professionelle Sprecherinnen und Sprecher die neuesten Bücher per Mikrofon auf digitale Tonträger. Es war für die Besucher sehr bewegend, einmal eine der oft gehörten und liebgewonnenen Stimmen von Mensch zu Mensch zu begegnen und etwas über diese einfühlsame Arbeit zu erfahren.

Foto: Sprecherin im Tonstudio der WHB

Während der Besichtigung wurden im Hintergrund Lkw-weise Hörbücher abtransportiert und die Rücksendungen von fleißigen Händen erneut eingeordnet.

Auch die Titel anderer Blindenhörbüchereien können mittlerweile bei der WBH bestellt und ausgeliehen werden. Das Ausleihen und Versenden ist für die Mitglieder der WBH kostenfrei. Mitglied werden kann jeder mit einer ärztlich anerkannten Sehbehinderung. Da dieses Projekt von der öffentlichen Hand nur zum Teil finanziert wird, ist die Existenz der WBH grundsätzlich auf Spenden angewiesen.

Nach de WBH-Besichtigung stärkte sich die Ausflugsgruppe in dem rustikalen Gasthaus „Drübbelken" mit westfälischen Köstlichkeiten für einen Spaziergang in die Innenstadt von Münster.

Foto: Teilnehmergruppe vor dem Dom in Münster Foto: Teilnehmer ertastet ein Relief des Rathauses Münster

Herr Holger Forche führte die Gruppe zu vielen historischen Gebäuden und gab dazu umfangreiche Informationen. Mehrere Modelle von Stadtteilen oder einzelnen Bauwerken boten auch den Sehbehinderten die Möglichkeit, sich tastend eine Vorstellung von der beschriebenen Umgebung zu machen. Der herrliche Ausflug endete um 17 Uhr am Bahnhof Münster.

[Bericht: Dieter Kleffner, Okt.2014]

 

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